Mein Versuch den Begriff Zensur in einem Bild auszudrücken. |
Was sind das für Kollegen, die den Mut haben, Illustrationen zu ihren politischen Ansichten zu veröffentlichen? Was motiviert sie dazu das zu tun? Es ist doch so: Wer seine Meinung unter eigenem Namen plakativ macht, muss mit Kritik rechnen.
Illustration ist ja im Grunde schon immer das Medium um politische Aussagen zu visualisieren. Auch wenn politische Illustrationen größtenteils in Form von Karikaturen und Cartoons in Erscheinung treten, findet man in allen Techniken und Stilrichtungen weniger gute bis sehr gute Umsetzungen. Aber warum kursieren eigentlich nicht viel mehr künstlerisch anspruchsvolle politische Illustrationen im Internet?
Liegt es vielleicht daran, dass sozialkritische Themen sehr komplex ausfallen können? Wenn man nicht plump oder propagandistisch werden möchte, sind klare Aussagen schwer zu formulieren.
Sind die Thematiken zu kurzlebig? Ich habe es mehrfach erlebt, dass Illustrationen schon während eines ohnehin knappen Termins von der Redaktion der Auftrag gebenden Zeitschrift storniert wurden, weil das Thema bereits nach einem Tag nicht mehr aktuell war, oder eine neue Ausrichtung erfahren hatte.
Unterstützt durch einen aussagekräftigen Titel, oder eingebunden in die typografische Umgebung eines Plakates, sollte eine politische Illustration den Betrachter durch eine provokative Botschaft anregen Fragen zu stellen. Sie wird Emotionen wecken, wenn sie zu Pro oder Kontra klar Stellung bezieht. Zu dieser Klarheit muss sich der Autor durchringen.
Steckt in einem Kernkraftwerk der Keim zu einer Tragödie? |
Äußern wir uns nicht in Form politisch motivierter Arbeiten, weil uns die politische Wetterlage herzlich egal ist, oder haben wir schlicht und ergreifend keinen Spaß daran? Haben wir keine Zeit für Derartiges, weil wir gut beschäftigt und froh darüber sind, unseren Lebensunterhalt verdienen zu können?
Tierversuche sind Lebensverschwendung. Auftrag: Werbeagentur, Kunde: Deutscher Tierschutzbund |
Aber würde ich auch für Mikrowellenkanonen, Überwachungstechnik oder Genmais werben? Selbst dann nicht, wenn ich das Honorar dringend brauchen würde?
Im Auftrag einer politischen Zeitschrift oder eines Unternehmens zu arbeiten, ist also eine Sache. Etwas qualitativ ganz Anderes ist es aber, als namentlich genannter Freiberufler, seine politische Haltung aktiv durch eine eigene freie Arbeit öffentlich zu äußern. Das wiegt schwerer als auf Facebook einen Gefällt-mir-Button zu klicken. Mehr vielleicht, als mal an einer Demo teilzunehmen. Mit so einer Arbeit legt man sich auf eine persönliche Einschätzung fest. Nicht alle Betrachter eines Werkes werden diese, von der Qualität der handwerklich kreativen Leistung trennen wollen.
Eiszeit, Plakatmotiv für die Grünen. Auftragsarbeit: Werbeagentur |
Ist es also klüger, vom Erstellen politisch motivierter Motive einfach die Finger zu lassen? Vermutlich. Im Übrigen: Was bewirkt so eine Protest-Illustration schon? Zum Beispiel gegen ACTA? Läuft sie bei Betrachtern, denen der Begriff unbekannt ist, nicht ohnehin ins Leere? Das Thema ist komplex und undurchsichtig zugleich. Es polarisiert, ohne dass der eigentliche Kern des Problems angemessen diskutiert würde.
Trotzdem. Ich denke: Wenn einem ein sozialkritisches oder politisches Thema am Herzen liegt, wenn man geneigt ist, für eine Sache zu kämpfen, dann sollte man das auch tun. Wir haben das Glück in einem System zu leben, in dem uns das erlaubt ist. Diese Möglichkeit besteht nur so lange, wie wir sie nutzen. Was läge einem Illustrator näher, als sein Anliegen in Form eines Bildes zu formulieren?
Werden wir überwacht? Wenn ja, von wem und zu welchem Zweck? |
Matthias Töpfer
Vielen Dank für die Mühe, sich dieses Themas anzunehmen. Mein einziger Kritikpunkt ist, daß es angeblich zu wenige künstlerisch anspruchsvolle Illustrationen zu politischen Themen gäbe. Nun, was ist künstlerisch anspruchsvoll? Ich finde eine schnelle, aber treffende Karikatur genauso anspruchsvoll wie ein komplex gestaltetes, mit viel Zeit erstelltes Gemälde. Und von den Karikaturen gibt es jede Menge ;-) Aber ich weiß schon, was Du meinst, und von dieser Art der Illustration, gibt es tatsächlich nicht so viel. Aber das kannst Du ja leicht ändern :-)
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